Beerdigungstag im Herbst

Ein lieber Mensch ist gestorben und ich sitze in der freundlichen Friedhofskapelle, die erst neu gestaltet worden ist. Ungefähr 100 Trauernde finden Platz, vorn links die Organistin und in der Mitte der Sarg, geschmückt mit bunten Blumen, Kränze mit Schleifen und liebevolle Worte, die daran erinnern sollen wie wichtig dieser Mensch war, nein immer noch wichtig ist, denn im Herzen lebt er weiter, bleibt unsterblich. Ein Foto zeigt die Verstorbene in ihrem Garten, ein Strohhut ziert den Kopf, sie lächelt. So war sie immer. Ein freundlicher Mensch, der die Familie zusammen gehalten hat.

Ich zerknülle ein Taschentuch in den Händen und schaue tapfer nach vorn. Man muss immer nach vorn schauen und niemals zurück. Die großen Fenster zeigen Bäume mit welkem Laub, der Herbst neigt sich dem Ende entgegen wie das Leben, das vor ein paar Tagen noch nicht so endlich schien. Die Zweige nicken mir zu und ein paar Wolkenfetzten ziehen eilig am Himmel vorbei. Ein Ausschnitt nur, doch draußen atmet die Welt, hier in der kleinen Kapelle wird Abschied genommen.

Die Pastorin findet liebe Worte, es wird gesungen und ich halte das kleine Büchlein mit den Liedern in den Händen. Die Texte kenne ich auswendig, die Kirche war mir in der Jugend sehr vertraut und nur selten vergisst man so etwas.

Mein Blick fällt auf den Sarg und ich frage mich – wo bist du? Wo ist das, was dich ausmachte und uns erfüllte? Deine Ideen, deine Ideale, alles ist fort. Ein Sonnenstrahl scheint in den Raum, fast ein Zeichen, das mir sagt, ich bin noch da, noch bin ich nicht ganz fort. Mir wird klar, nichts ist wirklich fort, denn du lebst in unseren Herzen weiter. Du hast eine Tür zugeschlagen, die auch ich bald öffnen werde. Du schaust das, woran du geglaubt hast.

Als ich aus der Kapelle trete, hole ich tief Luft. Das Wetter hat gehalten, der Himmel ist blau und nur wenig grau zieht vorbei. Ich lebe noch denke ich und das Leben ist schön und wertvoll, doch auch von mir wird man Abschied nehmen.

Am Grab das Vaterunser, der Segen und viele Tränen.

Still gehe ich Heim

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