Freundschaft

Man braucht nur eine Insel allein im weiten Meer. Man braucht nur einen Menschen, den aber braucht man sehr. - Mascha Kaléko

 

 

Ich bin nie im Kindergarten gewesen, kenne also diese sogenannten Sandkastenfreundschaften gar nicht. Als ich fünf wurde zogen wir aufs Land. Es gab Kinder zum Spielen, aber ich kann mich kaum erinnern. Die Neubaugebiete waren herrliche Abenteuerspielplätze und ich war trotz meines jungen Alters viel allein unterwegs. Auf den kleinen Straßen traf man sich zum Rollerfahren oder auch zu anderen Spielen. Die Fantasie war groß und die Nachmittage einfach wunderschön.

 Ansonsten hatte ich meinen kleinen Bruder. Wir schliefen in einem Zimmer und waren Freunde.

Mit sieben bin ich eingeschult und an die Zeit erinnere ich mich gut. Man schloss Freundschaften und als die Poesiealbenzeit begann, konnte man gut erkennen, mit wem man befreundet ist. Es schrieb dir dein Mitschüler oder zur freundlichen Erinnerung an deine Schulfreundin usw. Wenn ich heute darin blättere lächele ich ein wenig. Ich mochte auch die Jungen gern, bin gut mit ihnen ausgekommen.

Ich hatte in den ersten Schuklassen eine wirklich liebe Freundin. Sie hieß Dagmar und wir verbrachten viel Zeit miteinander. Ich weiß noch genau wie sie ausgesehen hat, auch wenn es keine Bilder gibt. Leider ist ihre Familie mit ihr weggezogen und ich habe nie wieder von ihr gehört oder gelesen. Lange Zeit war ich sehr traurig darüber. Diese frühen Freundschaften prägen erheblich und bleiben unvergesslich. Später habe ich noch einmal eine sehr enge Freundschaft geschlossen, die dann aber zerbrochen ist. Ich will aber darauf jetzt gar nicht näher eingehen. Damals war ich noch sehr jung und unfertig, aber ich blieb danach eine Suchende, die nie wirklich das gefunden hat, was sie verloren glaubte.

 

 

Was ist eigentlich Freundschaft? Ist es das Gefühl gemeinsame Interessen zu haben, sich ähnlich zu sein und blind zu verstehen? Für mich bedeutet sie Zuneigung, Vertrauen und gegenseitige Wertschätzung. Es gibt aber auch positive Bekanntschaften, die sehr intensiv sein können. Gemeinsam lachen, weinen und streiten, das ist ganz wichtig. Ich lerne jemanden kennen, dringe in ihn ein und wie intensiv das wird, liegt daran, was der andere von sich preisgeben möchte und wie weit ich meinem Gegenüber vertraue. Für viele Menschen ist der Ehepartner der beste Freund, zumal man mit ihm auch körperliche Intimitäten austauscht. Leider geben sich die Menschen dann oft auf, der andere ist genug und die Freundschaften außerhalb werden nicht mehr gepflegt. Manchmal gibt es sogar Verbote.

Sind Frauenfreundschaften intensiver und unterhalten sich Männer nur über ihre Autos? Vermutlich ist das ein Klischee, aber auch ich denke oft, gute Gespräche hat man mit Frauen.

 

 

Tucholsky schreibt in einem Zitat

Freundschaft, das ist wie Heimat

Ein wenig stimme ich dem zu, wenn man auch nur eine Heimat hat, aber vielleicht viele Freunde. Ein anderes Zitat von Gelais

Eine Freundschaft, die beendet werden kann, hat eigentlich nie so richtig begonnen

Darüber kann man streiten, aber ich sehe schon dahinter die intensive Aussage. Wenn eine tiefe Freundschaft zerbricht, dann hat oft das Vertrauen gefehlt. Denn eine richtige Aussprache kann kleine Risse kitten. Das Wort allein reicht nicht aus, es ist Arbeit und Freude, die sich die Waage halten, damit das Band, auch wenn es überdehnt wird, nicht reißt. Natürlich enden auch Freundschaften, weil die Menschen sich verändern, weil unverzeihliche Dinge passieren und weil wir nicht mehr im Paradies leben.

Wie sieht es denn mit Freundschaften aus, die über öffentliche Netzwerke geschlossen werden. Das Wort bekommt eine völlig andere Bedeutung für mich, wenn ich zum Beispiel facebook nehme. Schnell hat man eine ansehnliche Freundesliste und weiß von seinem Gegenüber rein gar nichts. Einige spielen zusammen, andere teilen Interessen, es gibt Tipps, Tricks und vieles mehr. Ein Wort und so viele unterschiedliche Deutungen und Interpretationen dazu.

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