Wanderung auf dem Kammweg im Ith

Der Ith, ein Höhenzug im Weserbergland. Nicht sehr hoch, aber es gibt steile Felswände und viele Klippen, um die sich geheimnisvolle Sagen ranken. Viele Alpinisten trainieren dort, also ein beliebtes Ziel. Von meinem Heimatort bis Coppenbrügge sind es 35 Minuten über die Bundesstraße. Hameln ist nicht weit. Die Wettervorhersage sagt durchwachsenes Wetter an und so starten wir sogar bei schönstem Sonnenschein.

Dann die Enttäuschung, in Coppenbrügge ist es neblig. Die Sicht schlecht. Für eine Kammwanderung fast schon das Ende, aber unser Optimismus ist groß und so starten wir dennoch.

Wir erreichen in kurzer Zeit den Kammweg und ganz weit oben am Himmel sieht man die leuchtend gelbe Scheibe und so freuen wir uns auf einen schönen Tag. Es geht steil bergauf und bald sehen wir die ersten Klippen. Nach ein paar Kilometern und einem anstrengenden Aufstieg stehen wir vor Adam und Eva, so der Name der Klippe. Es gibt viele Erzählungen und ich habe die Tafel fotografiert. Gleich daneben der Teufelskeller. Dort soll der Rattenfänger die Kinder damals hingebracht haben. In heidnischen Zeiten soll es hier auch Opferstätten gegeben haben.

Irgendwie wird man zum Kind und klettert auf den Felsen herum. Die Sicht war nicht so gut, aber der Nebel verschwunden. Die Luft handwarm und unsere Tour konnte weiter in Richtung Lauenstein führen. Es war herrlich. Eine Klippe neben der anderen, so wird das Wandern nicht langweilig. Buchen und Ahornbäume säumen den Weg, der als schwierig im Reiseführer angegeben wird. Sorgsames Gehen ist wichtig, denn der Weg ist schmal.

Wir gehen hintereinander und schweigen. So langsam fällt der Stress ab, der oft wie eine Last an einem hängt und die Stille ist herrlich. Meine Füße streifen vergnügt durchs Laub, das Rascheln gefällt mir und mir fallen Wanderlieder ein, die ich leise summe.

Der Blick zur anderen Seite zeigt uns, dass der Nebel tief im Tal hängt und wir hier oben den Sonnenschein abbekommen. Kleine rosafarbene Blumen bekränzen den Weg, auch im November blüht so allerlei.

Nach gut zwei Stunden erreichen wir den Ithturm. Oben gibt es eine Aussichtsplattform und hier ist die Sicht einmalig. Ein Schild zeigt, wir sind 420 m hoch. Der Turm ist 100 Jahre alt und eine kleine Wendeltreppe führt nach oben.

Es ist einfach wunderschön ins Tal zu schauen und durch den Nebel wirkt alles geheimnisvoll. Wir halten Brotzeit. Käsebrötchen und eine herrliche Pfirsich-Melonenschorle mit einem Spritzer Zitrone. Die Sonne wärmt.

Auf einmal ändert sich alles, die Bäume sind vereist und durch den Sonnenschein fallen Eisstücke zu Boden. Es sieht winterlich aus, aber es dauert nur kurz, dann ist es vorbei.

Langsam müssen wir an den Rückweg denken, vorbei an einem Steinbruch, der im dicken Nebel liegt. In die Tiefe kann man gar nicht schauen. Ein breiter Weg führt uns in die entgegengesetzte Richtung. Wir haben viel Spaß, Steine sehen wie Gnome aus und sogar ein kleines Affengesicht schaut uns an. Ein Blick auf die Wanderkarte und wir steigen wieder zur Klippe Adam und Eva auf, um dann auf der anderen Seite Coppenbrügge zu erreichen.

 

Wir müssen aufpassen, der Abstieg ist durch das nasse Laub ziemlich rutschig, aber die Aussicht auf Coppenbrügge entschädigt die Qual und das Wissen, sicherlich einen Muskelkater zu bekommen.

Nach knapp fünf Stunden haben wir den Ausgangspunkt wieder erreicht. So langsam spüre ich meine Beine. Es waren  knapp 20 Kilometer ohne große Höhenunterschiede. Ein wunderschöner Tag, den wir genießen konnten. Ein Stück Kuchen, ein schöner Kaffee runden alles ab. Ein Stück Urlaub direkt vor der Haustür endet sehr harmonisch und glücklich.

Herzlichst Geli Ammann

(c)Geli Ammann

Nach oben