Die Adventszeit beginnt ♥ ♥ ♥

Wenn hell das erste Lichtlein brennt,

die Zeit in Windeseile rennt,

wenn Weihnachtsmärkte grellbunt blinken,

vom Himmel eiskalt Flöckchen sinken,

wenn Lebkuchen ganz herrlich duftet,

und Mutter in der Küche schuftet

wenn Hüftgold ganz von selbst entsteht,

und keiner denkt mehr an Diät,

wenn Geldbörsen ganz locker sitzen,

und wir doch eher selten schwitzen,

wenn Grußkarten geschrieben werden

und niemals Friede wird auf Erden

wenn Kirchen sich von selber füllen

und Eltern sich in Schweigen hüllen

wenn Stress die Nerven arg belastet

und jeder durch die Straßen hastet

wenn Tannengrün die Zimmer schmückt

und man ganz eng zusammenrückt

Wer diese Zeichen schnell erkennt,

der weiß genau, es ist Advent

 

Die ersten Kekse sind gebacken und natürlich sofort verzehrt worden. Wir haben den 26.November und am nächsten Sonntag ist schon der erste Advent. Gestern war ich auf dem Spitzboden und habe die alte Adventsschale meiner Eltern herausgesucht. Meine Mutter hat sie schon von ihrer Mutter übernommen. Die Schale ist schon über Hundert Jahre alt. Am Samstag werde ich sie schmücken und mit Kerzen bestücken. Ich freue mich, dass das erste Lichtlein bald brennt. 

Wie jedes Jahr krame ich Wolle und Häkelnadel hervor. Wenn es draußen kalt ist, dann fängt die Handarbeitszeit an. Herze, Sterne, meist suche ich mir Sachen aus, die nicht zu kompliziert sind. 

 

 

 

 

Zwischen Glühweinpfützen,

in denen sich grellbunte

Lichtreklame spiegelt

und Jahrmarktsgedudel,

warten wir planlos.

 

Ziehen ruhelos durch

geschmückte Geschäfte,

die mit lilafarbenen Tannen

und neongelbem Lametta,

jede Stimmung ersticken.

 

Gehetzt vom Rummel,

ist Besinnung ein Fremdwort.

Im Herzinfarktintervall rödelt

die Kreditkarte, Dauerstress

im ritsch ratsch Modus. 

 

Ehrliche Vorfreude bleibt

eingefroren. Plusgrade

drängen nicht zur Eile,

trotzdem rast die Zeit

in menschlicher Unrast

 

Anteilnahme wird zur

Geduldsprobe. Für die gute

Sache Geld spenden,

sättigt das Gewissen.

Dünnhäutige Zufriedenheit.


Weihnachtsmärkte, laut schrill. Bunte blinkende Lichter. Mit Besinnlichkeit hat das wenig zu tun. Es gibt aber auch Gegensätze. In Berlin habe ich wunderschöne kleine Weihnachtsmärkte besucht mit herrlichem Kunstgewerbe. Keine knallbunten Weihnachtsbäume und auch die Musik war angenehm. 

Heute habe ich meine Adventsschale bestückt. Etwas früher als gedacht, aber das Wetter ist so trübe Auch wenn ich noch keine Kerze anzünde, so erfreue ich mich doch an diesem Anblick. 

 

Die Weihnachtsmaus Fridolin

Neugierig schaute sich Fridolin um. So sah das neue Quartier aus. Mama Emma hatte frisches Heu aufgeschichtet, das verführerisch duftete. Heute Abend würde er gern ins Bett gehen. Vater Bernward trug die kleine Schwester Mimi auf dem Arm, die verträumt am Mäusedaumen lutschte. Fridolin konnte sich gar nicht an den letzten Winter erinnern. Er war damals noch jünger als Mimi, aber er wusste, dass die Familie im Winter Wärme brauchte. So zogen sie hinter eine Fußleiste in eine Menschenwohnung. Die Eltern hatten ihn ermahnt, immer schön leise zu sein. Sie würden sowieso viel schlafen, aber Fridolin dachte gar nicht daran. Er war ein neugieriger Mäusejunge. Die Menschen waren gefährlich, sie mochten Mäuse nicht und deswegen hatten sie meist einen Kater, der mitten im Raum lag und so tat, als ob er schlief. Dabei beobachtete er alles ganz genau. So hatte es der Vater ihm erklärt. Im Sommer war alles einfacher, hier in der Winterwohnung eher langweilig. Die Fußleiste hatte ein kleines Loch und Fridolin saß dort und schaute nach draußen in eine völlig fremde Welt. Gegenüber sah er ein Fenster. Draußen fielen dicke Flocken vom Himmel. Schnee hatte die Mama ihm erklärt. Der sah schön aus, aber wer jetzt draußen herumlief, konnte leicht erfrieren. Am nächsten Morgen trank er artig seinen Kakao, zog Mimi am Schnurrbarthaar, bis sie quietschte und schaute sich Bilderbücher an. Bald schon waren die Bücher durchgeblättert. Missmutig guckte er zum Fenster. Wie schön war der Sommer doch gewesen. Beim Herumtollen in der Natur, gab es immer viel zu entdecken. Auch herrliche Leckereien waren überall zu finden. Sein Magen knurrte laut und deutlich.

Papa war schon früh losgezogen, um die letzten Getreidekörner, die der Schnee noch nicht bedeckt hatte, in Sicherheit zu bringen. Plötzlich hörte Fridolin Geräusche. Schnell lief er zu der Öffnung und was er sah versetzte ihn in Erstaunen. Die Menschen schleppten einen riesengroßen Baum ins Wohnzimmer.  Zwei kleine Menschen standen auch im Raum und er sah, dass ihre Augen vor Freude leuchteten. Mama Emma hatte sich hinter ihn gestellt. Leise flüsterte sie:

„Das sind Kinder, du bist ein Mäusekind und das sind Menschenkinder. Eigentlich sollst du nicht immer so neugierig sein, aber wenn du ganz leise bist, darfst du noch ein Weilchen zuschauen.“ Fridolin nickte und musste schlucken. Menschenkinder – würden sie mit ihm spielen? Aber das war zu gefährlich. Er seufzte, sie waren riesig und er dagegen winzig.

Inzwischen war der Baum aufgerichtet. Es roch herrlich nach Tannengrün. Wie oft hatte er im Sommer unten diesen Bäumen gespielt und an den Zapfen geknabbert. Unter dem Baum bildete sich eine Pfütze, denn der Schnee, der auf den Zweigen lag, wurde zu Wasser. Auch das erstaunte den kleinen Mäusejungen. Gern wäre er zu dem Baum gelaufen und hätte von dem Weiß geschleckt.  Papa Bernward war inzwischen nach Hause gekommen und zog ihn mit sich fort.

„Du sollst nicht so neugierig sein Fridolin“, sagte er mit ärgerlicher Stimme und zog ihn ein wenig am Mäuseohr, „wir bekommen Ärger, wenn uns die Menschen oder der Kater entdecken.“ Abends spielten die Eltern mit ihm noch ein wenig Mäusekniffel und er vergaß für ein Weilchen die Welt hinter der Fußleiste.

Am nächsten Morgen mussten die Eltern einige Dinge erledigen. Sie ermahnten Fridolin artig zu sein und ein Auge auf Mimi zu haben, die in ihrem Körbchen schlief. Es würde nicht lange dauern. Zunächst schaute er Mimi beim Schlafen zu. Sie wackelte mit den Öhrchen und machte kleine glucksende Laute mit ihrem Mund. Wenn er an ihrem Fuß kitzelte, dann zuckte sie mit dem Näschen. Obwohl sie ihn oft nervte, liebte er Emma von ganzem Herzen. Es war schön, ein Schwesterchen zu haben. Er suchte sich einige Holzklötzchen und baute einen Turm daraus.

Plötzlich hörte er Geräusche und sofort rannte auf Zehenspitzen zu seinem Ausguck. Was war denn das? Der Baum sah ganz anders aus. Er leuchtete und war bunt geschmückt. So etwas hatte Fridolin noch nie gesehen. Auch roch es lecker nach süßen Schleckereien. Am Kamin gegenüber hingen dick gestrickte Socken. So hängte Mama Emma immer seine Stümpfe auf, allerdings waren sie dann frisch gewaschen und zunächst nass. Was ging hier vor?  Plötzlich hörte er seine Eltern. Später würde er Mama fragen, sie war klug und konnte ihm bestimmt erklären, was die Menschen vorhatten. Frische Gurke hatten sie mitgebracht, das war ein Festschmaus für den kleinen Mäusejungen. Zusammen machten sie es sich gemütlich.

Vorm Einschlafen fragte er die Mutter danach. Er erzählte ihr schuldbewusst, dass er schon wieder durchs Löchlein geschaut hatte. Sie kratzte sich nachdenklich am Ohr und überlegte ein paar Sekunden.

„Wenn der Winter beginnt, feiern die Menschen. Sie holen sich einen Baum in die Stube und schmücken ihn festlich. Sie singen und dann gibt es Geschenke, die unter dem Baum liegen. Dieses Fest nennen sie Weihnachten. Wo die Geschenke herkommen, weiß ich allerdings auch nicht.“

Fridolin kannte die Menschen inzwischen ein wenig. Manche waren groß andere klein, auch die Haare variierten. Einige hatten sogar welche im Gesicht. Die kleinen Menschen gefielen ihm am besten. Sie waren so ähnlich wie er selber. Was die Mutter erzählte, machte ihn noch neugieriger. Schade, dass er nicht durch das Loch in die fremde Welt schlüpfen durfte.

So vergingen die Tage, draußen türmte sich der Schnee und es war bitterkalt. Der Vater kam oft mit einer roten Nase und kalten Pfoten nach Hause. Sie hatten zwar Vorräte gesammelt, aber immer wieder gab es einen frischen Leckerbissen, den er von seinen Streifzügen mitbrachte. Nachts kuschelten sie sich eng zusammen und Fridolin träumte davon, dass er mit den Menschenkindern unter dem Baum Geschenke auspackte.

Eines Nachts wurde der kleine Mäusejunge von lauten Geräuschen geweckt. Lautlos schlich er zu der kleinen Öffnung in der Fußleiste. Im Kamin rumpelte und pumpelte es. Mit weit aufgerissenen Augen sah Fridolin, wie etwas Rotes, Zotteliges auf den Boden polterte. Ein Menschenmann mit Haaren im Gesicht, die ganz lang und weiß waren stand im Zimmer. Er hatte einen großen Sack dabei. Zunächst schaute er sich um. Auf dem kleinen Tisch stand ein Becher und daneben lagen leckere Kekse. Mit leisem Ächzen setzte sich der Rotgekleidete auf den Sessel und knabberte von dem Gebäck. Danach öffnete er den Sack und legte hübsch verpackte Päckchen in unterschiedlicher Größe unter den Baum. Auch in die Socken stopfte er einiges. Fridolin erkannte Zuckerstangen, die herrlich dufteten. Auf einmal musste er niesen.

„Hatschi“ in dieser Stille hörte sich das wie ein Donner an. Das zottelige rote Etwas drehte sich um und erschrak fürchterlich, verlor das Gleichgewicht und stürzte kopfüber direkt vor das Mäuseloch. Dabei verlor er seine große Mütze, von der Fridolin völlig begraben wurde. Stockfinster wurde es. Fridolin konnte nichts sehen, sein Herz pochte vor Angst ganz laut. Langsam hob er den Mäusekopf schob sich mit den Pfoten nach vorn und sah direkt in die Augen vom Weihnachtsmann.

„Potzblitz, wer bist du denn?“ polterte der Weihnachtsmann mit lauter Stimme. Fridolin piepste ganz leise:

„Ich bin der Mäusejunge Fridolin und wohne mit Mimi und meinen Eltern hinter der Fußleiste.“

Der Weihnachtsmann fing an zu lachen, so dass sein gewaltiger Bauch wackelte.

„Du musst vor mir keine Angst haben, ich tue dir bestimmt nichts. Komm, nimm einen Keks und beruhige dich wieder. Warte mal….“

Er wühlte in seinem großen Sack und holte ein paar Nüsse und noch andere Leckereien hervor. Dann brach er von der großen Tanne einen kleinen Zweig ab und überreichte alles dem kleinen Mäusejungen.

„Hier", sagte er, "damit kannst du dir und deiner Familie eine Freude machen, Weihnachten ist das Fest der Liebe und das gilt für Mensch und Tier. Ich bekomme nicht oft Besuch, wenn ich mit meinem Rentierschlitten durch die Luft sause und durch den Kamin krieche. Das ist oft sehr anstrengend. Ich werde langsam alt. Meine Mütze steht dir aber gut“, lachte er, diesmal aber leiser, denn er wollte niemanden aufwecken. „Du hast sicherlich schon erkannt, dass ich der Weihnachtsmann bin?“

Fridolin hatte sich wieder beruhigt und war ein wenig stolz, dass er nun wusste, wer die Geschenke unter den Baum legt. Auch gefielen ihm die Leckereien, die er bekommen hatte. Sogar eine Zuckerstange war dabei. Seine Schwester würde Augen machen, seine Eltern vielleicht schimpfen, aber letztendlich war alles gut ausgegangen.

„Weißt du was“, sagte der Weihnachtsmann, „im nächsten Jahr treffen wir uns hier wieder, und damit du mich nicht vergisst, ernenne ich dich zur Weihnachtsmaus.“

So wurde unser Fridolin eine Weihnachtsmaus. Morgen würde er alles seinen Eltern erzählen, aber jetzt war er doch ein wenig müde und musste gähnen. Als er sich umdrehte, war der Weihnachtsmann verschwunden. Hatte er das alles geträumt? Aber nein, die rote Mütze lag immer noch am Boden und das Naschwerk war auch noch da. Als er aus dem Fenster schaute, sah er einen fliegenden Schlitten mit Rentieren. Hoffentlich bekam der Weihnachtsmann keine kalten Ohren, so ganz ohne Mütze, dachte Fridolin.

 Ganz hell funkelten die Sterne am Nachthimmel.

„Gute Nacht Weihnachtsmann, bis nächstes Jahr“, winkte Fridolin ihm hinterher. Dann schlüpfte er durch das kleine Mäuseloch zurück und verkroch sich im warmen Heu. Ganz eng kuschelte er sich an Mama und Papa.

Geli Ammann 2014

1. Advent

Die erste Kerze brennt

Wir sind ein wenig gewandert. Nach dem Morgennebel kam die Sonne heraus. Leichte Minustemperaturen hatten den Wald überzuckert und die Welt verzaubert. Nach einem sehr steilen Anstieg gab es wunderschöne Aussichtspunkte. Rund um Altenau/Goslar 12 Kilometer. 

        

        

 

Ich wünsche allen einen wunderschönen 1. Advent

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Ich beginne die neue Woche mit einer kleinen Weihnachtsgeschichte. Wir nehmen alles selbstverständlich hin und jammern oft auf hohem Niveau. Geht es uns nicht gut, suchen wir die Schuld bei anderen. Wir sind unzufrieden und die Erwartungshaltung ist riesig. Wenn wir uns unser Leben genau anschauen, dann gibt es viele gute Momente, die wir sammeln sollten. Natürlich gibt es schwere Schicksalsschläge, aber die betreffen uns doch alle gemeinsam. Ich wünsche allen eine gute gesunde und friedliche Woche. 

Die Weihnachtsfreude

In diesem Jahr musste Reni sparen. Als alleinerziehende Mutter mit drei kleinen Kindern war alles viel schwieriger. Immerhin hatte sie einen kleinen Job im Supermarkt. Von 20 Uhr bis 22 Uhr räumte sie Regale ein. Gerade jetzt in der Vorweihnachtszeit wurde unglaublich viel gekauft. Noch vor einem Jahr brauchte sie sich keine Gedanken zu machen, wie lang ein Monat ist. Wie schnell sie das Leben ändert, dachte sie traurig.

Eine Nachbarin kümmerte sich um Marie, Johann und die kleine Mia. Die ältere Frau Gruber war alleinstehend und hatte sich angeboten. Sie war einsam und die kleine Familie brachte etwas Licht in ihr Leben.

Die Kinder freuten sich auf Weihnachten und erkannten die Tragweite noch nicht. Sie warteten auf den Nikolaus und auf den Weihnachtsmann. Wenn sie mit den Kindern durch die festlich erleuchtete Fußgängerzone ging, strahlten die Kinderaugen. Die Schaufenster der Geschäfte blitzten und blinkten. Die Auslagen des größtes Kaufhauses der Stadt zeigten bewegliche Steifftiere. Da wurde gebacken und ausgepackt. Die Kinder drückten sich die Nasen am Schaufenster platt.

Peter, ihr Ex, hatte sich neu orientiert. Er hatte Frau und Familie abgestreift, wollte noch einmal von vorn beginnen. Der schmale Unterhalt, das Kindergeld und die paar Euros vom Amt reichten kaum aus, um den Lebensunterhalt zu bestreiten.

Im neuen Jahr würde sie sich Putzstellen suchen. Marie und Johann gingen in den Kindergarten und vielleicht konnte sie Mia mitnehmen.

Während sie die Regale aufpolierte, purzelten die Gedanken durcheinander. Natürlich hatten die Kleinen große Wünsche, doch mit ihrem schmalen Geldbeutel waren sie nicht erfüllbar. Für jedes Kind eine Kleinigkeit und hoffentlich war die Enttäuschung nicht zu groß.

Jeden Morgen öffneten die Kinder ein weiteres Türchen ihres Adventskalenders und erfreuten sich an den bunten Bildchen, die die Wartezeit verkürzen sollten.

Gestern hatten sie gemeinsam Kekse gebacken. Auf dem Tisch brannte die dicke rote Kerze und das Licht spiegelte sich in den Augen von Marie, Johann und Mia. Die kleinen Finger kneteten den Teig und schnell zog ein herrlicher Duft durch die Räume. Mehl und Zucker waren preiswert und Streusel hatte sie noch vorrätig. Im letzten Jahr war alles selbstverständlich gewesen und sie hatte, wie andere auch, bedenkenlos viel zu viel gekauft.

Während die Kleinen Herzen und Sterne ausstachen und sie aufs Backblech legten, dachte Reni, Zufriedenheit kann man nicht kaufen, egal wie voll der Einkaufwagen ist.

Auf dem Heimweg sah sie in hell erleuchtete Fensterscheiben. Vieles wirkte geschmacklos. Es blinkte pink oder blau, das waren keine schönen Farben. Warum war ihr das früher nicht aufgefallen. In den Schaufenstern gab es Christbäume in weiß oder schwarz. Die Preise an den Spielwaren waren unerschwinglich. Es war zum Verzweifeln. Die Kinder sollten nichts entbehren.

Langsam stieg sie die Treppen hinauf. Frau Gruber saß im Wohnzimmer und strickte einen Schal, die Kinder schliefen längst.

Sie sehen müde aus liebe Reni“, sagte sie. Energisch legte sie das Strickzeug aus den Händen. „Ich war vorhin auf dem Speicher. Meine Kinder sind lange aus dem Haus, aber vieles habe ich aufbewahrt.“ Ihr Blick zeigte auf zwei große Kartons, der schon bessere Tage gesehen hatten. Reni öffnete den Deckel. Zunächst wusste sie gar nichts damit anzufangen, aber dann erkannte sie einen alten Kaufladen. Freudig klopfte ihr Herz, sogar eine Registrierkasse mit einer Drehkurbel war dabei. Eine Waage und viel Zubehör. Als sie den Deckel des zweiten Kartons öffnete staunte sie nicht schlecht. Eine Eisenbahn, Schienen, Häuser usw.

Ein kleine Babypuppe schlief in ihrem Körbchen. Hemdchen, Jäckchen, sogar eine kleine Trinkflasche waren dabei.

Das Puppenbaby war ein wenig abgeliebt, das gehörte dazu und zeigte nur, dass die Puppenmama ihr Kind ins Herz geschlossen hatte.

Ich möchte, dass ihre Kinder ein schönes Weihnachtsfest haben. Der alte Plunder steht bei mir herum, niemand will ihn haben und so bekommt er noch einen Sinn. Es ist nicht neu, aber gut erhalten.“

Reni musste schlucken. Das waren wertvolle Geschenke und in Gedanken sah sie den nostalgischen Kaufladen aufgebaut und die hübsche Eisenbahn, die im Kreis um den Tannenbaum fuhr. Johann spielte im Kindergarten sehr gern mit dem Kaufladen und Marie liebte Eisenbahnen. Mia war noch klein, aber eine Puppe würde sie sofort in ihr Herz schließen.

Reni drückt Frau Gruber die Hände und musste schlucken.

Eigentlich kann ich das gar nicht annehmen, aber ich kann mir Stolz nicht leisten. Außerdem sind das wunderschöne Spielsachen. Die Kinder werden sich freuen und ich freue mich jetzt schon. Sie sind herzlich eingeladen. Wir feiern gemeinsam und sie müssen sehen, wie alles im Lichterglanz erstrahlt.

Glück kann man nicht käuflich erwerben, dachte Reni, während sie Frau Gruber fest in ihre Arme schloss.

© Geli Ammann

                

Heute habe ich das dritte Türchen meines Adventskalenders geöffnet. Völlig überraschend hat mir ein lieber Mensch diesen hübschen Kalender geschenkt. Bleiben wir doch alle im Herzen Kinder und genießen diese schöne Vorweihnachtszeit. Verschlossene Türen und der Duft von frisch gebackenen Keksen. Eine wenig Zimt, ein wenig Nelke und eine Prise Geheimnistuerei. 

Ich liebe diese etwas naiven Bilder, auf denen es viel zu entdecken ist. Hänsel und Gretel, der gestiefelte Kater und alles ist mit Glitzer überzogen. In drei Wochen ist Heiligabend. Ich muss noch viel erledigen, aber ich gönne mir Pausen. Bekommen wir diesmal Weiße Weihnacht? Wenn ich aus dem Fenster schaue, ist alles eher grau. Warten wir ab. ♥♥♥

 

4.Dezember Barbaratag
 


Die Heilige Barbara ist die Schutzpatronin der Bergleute. Sie war der Legende nach eine Märtyrerin, die sich weigerte den christlichen Glauben aufzugeben. Barbara soll auf dem Weg ins Gefängnis mit ihrem Gewand an einem Zweig hängen geblieben sein, hat ihn mitgenommen und ins Wasser gestellt. Er blühte genau an dem Tag als sie ihr Martyrium erlitt. 

Mein Vater hat am 4. Dezember immer Kirschzweige geschnitten und in ein warmes Zimmer gestellt. Rechtzeitig zum Weihnachtsfest standen die Zweige in voller Blüte. Als die Weihnachtsstuben noch nicht so üppig aussahen wie heute, schmückten diese blühenden Zweige das Zimmer.

Mein Vater war in jungen Jahren ein Bergmann und hat uns Kindern diese Geschichte oft erzählt. Wenn man als Bergmann einfuhr, gab es immer eine kleine Nische mit der Barbarafigur. Bergleute waren damals großen Gefahren ausgesetzt und so konnte ein Gebet gesprochen werden. 

Wir haben heute kaltes sonniges Winterwetter. Die Wiesen sind weißgefroren. Das richtige Wetter für einen langes Spaziergang an der frischen Luft. 

 

6. Dezember - Nikolaustag

Wenn ich durch die Straßen gehe, sehe ich viele festlich geschmückte Fenster. Die Dunkelheit wird ein wenig erhellt. Manches sieht schön aus. In meinem Ort gibt es eine kleine Weihnachtsbeleuchtung. Dezent und angenehm. Inzwischen werden auch Gärten, Häuserdächer und vieles mehr geschmückt. 

 

Das Jahr sich nun dem Ende neigt

der Wettbewerb kann starten

wer hat den tollsten Lichterschmuck

im Heim und auch im Garten

 

Enttoddert wird das wilde Knäuel

man stellt schlussendlich fest

fünf Birnchen funktionieren nicht

das gibt uns gleich den Rest

 

Im Vorgarten der Rentierschlitten

erstrahlt in grellem Licht

in jedem Fenster blinkt es bunt

ein Minimum ist Pflicht

 

Ein Lichtermeer bedeckt das Dach

ziert First und jeden Ziegel

wunderschön erstrahlt es hell

jetzt fehlt nur noch der Giebel

 

Auch jeder Baum trägt Lichterschmuck

das sieht gefällig aus

drei Kabeltrommeln sind entrollt

die Sicherung fliegt raus

 

Ich drehe eine stärk‘re ein

die muss jetzt aber halten

dafür muss ich zur Sicherheit

den Strom im Haus abschalten

 

Drin sitzen wir bei Kerzenlicht

und können auch nichts kochen

der Pizzadienst geht ein und aus

das dauert noch vier Wochen 

 

Die Arbeit ist endlich getan

was waren das für Qualen

im Januar, das weiß ich heut‘

werd‘ ich die Rechnung zahlen

 

Man kann alles übertreiben :-) Ich wünsche einen schönen Nikolaustag mit prall gefüllten Stiefeln. 

 

 

2. Advent

Der kleine Zeichenblock

Es war einmal ein kleiner weißer Zeichenblock. Man hatte ihn gekauft und dann vergessen. Er lag im Schrank zwischen alten Rezepten und Zeitschriften. Eines seiner zehn Blätter war bunt bemalt. Eine Kinderzeichnung zeigte eine Familie. Deutlich konnte man Vater und Mutter erkennen. Zwei Kinder, ein Junge und ein Mädchen, machten die Familie komplett. Im Hintergrund war ein Haus zu sehen, ein Garten mit Sandkasten und eine Schaukel. 

Der kleine Block langweilte sich und seufzte laut. 

'Warum holt mich niemand hervor', dachte er und seine Blätter zitterten traurig. 'Ich möchte gern bemalt werden. Es ist dunkel hier', seufzte er. Die Rezepte und Zeitschriften raschelten und stimmten dem Block zu. Manchmal wurde es hell, wenn jemand die Tür öffnete und etwas herausnahm. Jedes Mal hatte der Block hoffnungsvoll gewartet, aber nach kurzer Zeit wurde es wieder dunkel. 

Oft hörte er Geräusche, es wurde laut gelacht und viele verschiedene Schritte waren zu hören. Das Teeservice stand im oberen Teil des Schrankes und wurde oft herausgeholt. Die Hoffnung, noch einmal bemalt zu werden, sank mit jedem Tag. 

Irgendwann lande ich im Altpapier, obwohl ich fast unbenutzt bin“, jammerte er ängstlich und die Blumenvase im Fach oben stimmte ihm zu. 

Das kann passieren“, sagte sie altklug, „ich habe es mehrmals erlebt. Sie räumen auf und werfen alles weg, ohne genau hinzuschauen.“ 

Das wollte der Zeichenblock nicht hören.' Ich gebe die Hoffnung nicht auf', dachte er trotzig,. 'irgendwann werde ich bunt bemalt'. 

Die Zeit verging und nichts änderte sich. Das Service wurde herausgeholt und nach kurzer Zeit wieder hereingestellt. Eines Tages wurde der Schrank geöffnet und jemand reckte sich weit nach oben, griff zur Vase, die polternd zu Boden fiel. Es klirrte laut und die Schranktür blieb offen. 

Eine Stimme rief:“ Ich brauche einen Handfeger und ein Kehrblech.“ Eilige Schritte entfernten sich und kamen wieder näher. 

Der kleine Block schob sich ein Stück nach vorn, um mehr sehen zu können. Überall Scherben, die aufgesammelt wurden. Ein kleiner Junge zeigte direkt auf den Papierstapel. 

Darf ich mir die Zeitschriften anschauen Oma?“ Ohne die Antwort abzuwarten, zerrte er am Papierstapel, packte ihn und nach einer Schaukelpartie landete der Block zusammen mit den anderen Dingen auf dem großen Tisch, der mitten im Raum stand. 

Kleine Finger sortierten das Papier, schoben es auseinander und das Herz des kleinen Blocks schlug vor Aufregung laut. 

Was hast du denn gefunden?“ Die Stimme der Oma war zu hören. Interessiert schaute sie auf den Papierstapel.

Hier sind Rezepte, die ich schon lange gesucht habe. Sie strich mit dem Daumen eine Seite glatt und lächelte.

Bald ist Weihnachten und wir können Plätzchen backen“, sagte sie zu dem kleinen Jungen. Der hatte den Block entdeckt und klappte ihn auf. 

Wer hat das gemalt?“, der kleine Junge blickte zu seiner Großmutter. Sie setzte sich an den Tisch und schaute lange auf das Bild. 

Das hat dein Vater gemalt, als er ungefähr so alt wie du war. Schau, hier siehst du Großvater und deine Tante. Wir waren gerade in das neue Haus gezogen. Opa hat den Sandkasten selbst gebaut. Ach, das ist so lange her.“

Der kleine Junge blätterte im Block herum. 

Kann ich ihn haben Oma? Ich male dir auch ein schönes Bild. Papa und Opa schauen bestimmt vom Himmel zu. Wenn Mama mich nachher abholt, zeigen wir ihr das Bild, das Papa gemalt hat. Dann ist sie nicht mehr traurig.“ 

Ich backe Kekse und du malst ein schönes Bild. Das packen wir ein und du schenkst es Mama zu Weihnachten. Was hältst du davon?“ 

Der Block hatte genau zugehört und als die Großmutter den Tisch leerräumte und Buntstifte holte, wusste er, dass seine Zeit gekommen war. 

Die alte Zeichnung wurde vorsichtig herausgetrennt. Es ziepte ein wenig, aber das war auszuhalten. Der Kleine malte einen großen Tannenbaum, unter dem eingepackte Geschenke lagen. Rote Kugeln und viel Lametta waren zu sehen. 

Es duftete verführerisch nach Keksen und langsam wurde es dunkel. Oma hatte die große Lampe angeschaltet und ein gemütliches Licht beleuchtete die Stube. Im Fenster stand ein Lichterbogen und in einer Vase Tannengrün. 

Wenn du morgen wiederkommst, dann wickeln wir dein Bild in hübsches Weihnachtspapier. Das erste Blatt des Blockes hielt sie in den Händen. Sie würde es rahmen und ins Wohnzimmer hängen. Eine Träne lief ihr über die Wangen, die sie eilig wegwischte. 

Der kleine Junge hatte vom Malen rote Bäckchen. Er schaute zufrieden auf seine Zeichnung. 

Oma hatte Kakao gekocht und er durfte die ersten Plätzchen probieren.

Der kleine Zeichenblock schaute zu. Wie schön ist es, wenn man gebraucht wird, dachte er und freute sich. Der kleine Junge würde alle Blätter bemalen, da war er sicher. 

Morgen bekommst du ein Bild Oma, “ sagte der Kleine und das kleben wir an den Kühlschrank.

 

Der Block nickte und Oma lächelte.

 

Ich wünsche einen wunderschönen zweiten Advent.

 

Freitag der 13.Dezember

Wer abergläubisch ist, der hat heute Probleme. Dabei ist es nur ein Datum. Ein Tag wie jeder anderer, d.h., nicht so ganz. Wir haben Adventszeit. Ich habe gestern Lebkuchen gebacken. Ein altes Rezept und es kommen viele Zutaten hinein. Es duftet im ganzen Haus danach. 

Heute werde ich ihn hübsch mit Eiweiß verzieren. Ich habe als Tipp gelesen, wenn er zu trocken wird, legt man Apfelspalten dazu und er wird wieder butterweich. In einigen Teilen Deutschlands schneit es, hier bei uns leider nicht. Wer wünscht sich nicht Weiße Weihnachten. In meinen Erinnerungen lag zu Weihnachten immer Schnee, aber das ist nur eine Illusion. Schön wäre es - warten wir ab. Der dritte Advent steht vor der Tür und es wird Zeit, die letzten Weihnachtsgeschenke einzukaufen. 

Zum dritten Advent

Sternschnuppenzeit

Geheimnisvoll wird diese Nacht

denn Wünsche werden wahr

Voraussetzung ist sicherlich

der Himmel bleibt auch klar

 

Sternschnuppen soll es regnen heut'

man hat es uns versprochen

das Wolkenband wird spätestens

ab Mitternacht durchbrochen

 

Ein wenig Staub, der schnell verglüht

lässt Herzen höher schlagen

wir träumen, hoffen, glauben fest

und wollen nicht verzagen

 

Auch Realisten werden weich

zu dieser späten Stunde

und drehen dann ganz zufällig

mit Bello eine Runde

 

Geheimnisvoll die Dunkelheit

heut' werden Wünsche wahr

ein Zauber liegt in dieser Nacht

das Weihnachtsfest ist nah

© Geli Ammann 2019

Gerade in der Adventszeit zeigen sie sich besonders gern. Wir werden wieder zu Kindern, schauen und glauben. Vor über 2000 Jahren sahen auch die Heiligen Drei Könige viele Sternschnuppen am Himmel. Sie waren aufgeregt, weil sie wussten, der Heiland wird geboren. Heute lässt sich alles erklären, damals war es ein Wunder. Ein Zeichen, das Veränderungen bringt. Vielleicht sollten wir auch wieder mehr an Wunder glauben.

Ich wünsche einen wunderschönen dritten Advent

 

 

Die Geister der vergangenen Weihnacht

 

Umso älter ich werde, umso mehr denke ich an die Vergangenheit. Die Zukunft dezimiert sich täglich, die Gegenwart hingegen, ist ein fester Bestandteil.Gerade in der Vorweihnachtszeit treffen sich die Geister meiner Vergangenheit zu einem Beisammensein und ich spüre, dass ich ein Teil dieser Wesen bin. Manche vermisse ich schmerzlich, andere habe ich fast vergessen.

In meiner Kindheit war der Heilige Abend der schönste Tag im Jahr, mehr noch als Geburtstage. Diese Geheimniskrämerei, das Schreiben von Wunschzetteln und die tiefe Sehnsucht, es mögen sich alle Wünsche erfüllen, hat sich tief in mir eingeprägt. Ein besonderer Zauber lag in der Luft.

Meine Mutter war damals Sammelbestellerin und im Herbst kamen die neuen Kataloge heraus, in denen es viele Seiten mit Spielzeug gab. Eigentlich kein Unterschied zum Internet, nur verändert haben sich die Katalogseiten natürlich nicht mehr. Wir Kinder blätterten, schauten und kreuzten das an, was wir haben wollten. Ich glaubte lange an das Christkind, aber mit älteren Brüdern, wird diese Illusion früh zerstört.

Meine Mutter backte Kekse. Sie hatte für einen mechanischen Fleischwolf einen Aufsatz. Oben kam der Teig hinein und unten schob sich die Masse durch die Form, die gewählt wurde. Alles andere wäre ein Zeitproblem gewesen, denn meine Eltern waren trotz ihrer fünf Kinder voll berufstätig.

Am Heiligen Abend war das Wohnzimmer komplett gesperrt. Mein Vater schmückte den Baum, meine Mutter bereitete das Essen vor. Es wurde aufwendig gekocht. An Kartoffelsalat und Würstchen kann ich mich nicht erinnern, obwohl mein Vater einen tollen Kartoffelsalat zaubern konnte. Die Rituale ähnelten sich jährlich, eigentlich waren sie gleich. Wenn der erste Stern am Himmel aufging, hatte das Christkind die Geschenke in die Weihnachtsstube zur Bescherung gebracht.

Regelmäßig versammelten wir uns vor dem Wohnzimmer und genauso regelmäßig behauptete mein Vater, er müsste erst einmal in die Badewanne. Das war Spaß, der dazu gehörte. In der Weihnachtsstube leuchtete der Baum. Ich kann mich nur an elektrische Kerzen erinnern. Wir sangen „Oh Tannenbaum“und schauten sehnsüchtig, ob sich unsere Wünsche erfüllt hatten. Ich kann mich kaum an Einzelheiten der Geschenke erinnern. Natürlich gab es Dinge, die für mich unvergesslich blieben. Ein Radio, ein ganz toller Wecker, mein Manolito, ein Plüschtier, das ich immer noch besitze und Bücher. Sobald die Hektik vorbei war, habe ich gelesen und viele dieser Bücher besitze ich noch heute. Einen Kaufladen habe ich bekommen, einen Puppenwagen, der nur rumstand. An Puppen hatte ich kein Interesse, aber an einer Puppenstube, mit der es sich wunderbar spielen ließ.

Noch heute faszinieren mich Puppenstuben und wenn ich die Möglichkeit habe, schaue ich sie mir an. Jedes Kind bekam einen bunten Teller mit unterschiedlichen Süßigkeiten. Auch ein Apfel und eine Apfelsine lagen darauf. Meine Brüder bekamen einen Stabilbaukasten und ich kann mich an tolle Konstrukte erinnern. Sie bauten zusammen mit meinem Vater ein Riesenrad, das sich richtig drehte. Nicht zu vergessen, eine Dampfmaschine, die mein Vater auf eine große Spanplatte montierte.

Gab es Schnee zum Weihnachtsfest? Natürlich erinnere ich mich an Schlittenfahrten, an Schneeballschlachten und Schneemänner. An Gleitschuhe, die ich heiß geliebt habe. Ich denke, der Schnee fiel eher im Januar oder Februar.

Nach der Bescherung wurde gegessen und gespielt. Es gab keine Schlafenszeit, wir durften so lange aufbleiben wie wir wollten. Die Feiertage waren wie überall, es kam Besuch, es gab Kaffee und Kuchen und ich denke, dass meine Mutter froh war, wenn sich wieder Normalität einstellte.

Silvester gab es Cibelle, ein Rezept, das aus Russland stammt. Gänsefett, viele geschnittene Zwiebeln und hart gekochte Eier wurden vermengt. 'Eine gute Packlage wegen des Alkohols,' sagte meine Mutter immer. Meine Eltern tranken niemals Alkohol und wir Kinder sowieso nicht. Meine Großmutter aß sehr gern Karpfen, der vorher noch in der Wanne schwimmen durfte. Wenn er geschuppt war, trockneten die Schuppen auf einem Stück Papier. Jeder legte sich eine ins Portemonnaie, denn wenn man das tat, war man niemals pleite.

Weihnachten hat sich nie verändert. Auch als Erwachsene verbrachte ich den Heiligen Abend noch lange in meinem Elternhaus. Erst als die Kinder größer wurden, kehrte es sich um. Meine Geschwister studierten weit entfernt und dieses Fest brachte uns wieder für ein Weilchen zusammen. Meine Mutter kochte immer noch sehr aufwendig. Ich kann mich an Jägerschnitzel mit Pilzen erinnern und eine Weincreme als Nachspeise. Wir aßen alle sehr viel, niemand hatte Übergewicht. Es wurde viel erzählt und gelacht. Egal wie alt wir waren – Weihnachten blieb Christi Geburt. Das haben wir nie vergessen.

Der Baum veränderte sich und irgendwann hatten sie einen künstlichen. Die Geschenke wurden praktischer. Die Jungs bekamen alle den gleichen Pullover oder SOS in unterschiedlichen Farben. Immer noch bestellte meine Mutter bei Quelle und Co und alle Geschenke stammten aus dem Versandhaus. Sie war großzügig und mein Vater stimmte ihr in allem was sie tat zu. Er hat nicht ein Geschenk besorgt. Untereinander haben sie sich nichts geschenkt.

Als es die ersten Enkelkinder kamen, gab es wieder Spielsachen, was den Erwachsenen durchaus gefiel. Wer baut nicht gern mit Lego oder Playmobil oder lässt die Eisenbahn im Kreis fahren.

Ich wohne nicht weit von meinem damaligen Elternhaus entfernt, auch wenn es inzwischen umgebaut ist und nichts an die alten Zeiten erinnert. Mein jüngster Bruder mit Familie wohnt dort, wir haben ein sehr herzliches Verhältnis.

Ich habe viele Traditionen übernommen. Meine Kinder sind inzwischen erwachsen und ich hoffe, dass ich ihnen einen Teil meiner eigenen Erinnerungen ins Herz gepflanzt habe.

Weihnachten ist meine Familie komplett. Auch die, die gegangen sind, sind bei mir. Ich bin ein Teil von ihnen und dadurch werden sie unsterblich. Irgendwann gehöre auch ich zu den Geistern der Vergangenheit und bleibe ein unsterblicher Gast am Tisch meiner Familie.

Wer sich den Zauber seiner Kindheit bewahren kann, hat dem Baum des Lebens tiefe Wurzeln gegeben.

SOS - Schlips - Oberhemd-Socken

 

© Geli Ammann 2019

4. Advent

Heute ist der vierte Advent. Noch zwei Tage bis zum Heiligen Abend. Nicht alle Menschen werden eine vergnügliche Zeit verbringen. Die einen haben zu viel, die anderen zu wenig. Ich lese vom Frieden auf Erden - den es niemals geben wird. Obdachlose, Rentner, die kaum über die Runden kommen und viele Kinder werden nicht reich beschenkt. Nicht allen geht es gut. Für viele Menschen ist es das letzte Weihnachtsfest, weil sie krank oder sehr alt sind. 

Ich habe vor zwei Tagen in einer Friedhofskapelle gesessen und Abschied genommen. Leben und Sterben liegen dich beieinander. Auch wenn das Weihnachtsfest ein besinnlicher Anlass ist, sollten wir nie vergessen wie gut wir es doch oft haben und das Leben das größte Geschenk ist. 

Trotz allem bleibt die Hoffnung ohne sie wäre vieles trostlos. Ich wünsche allen ein wunderschönes Weihnachtsfest und viel Gesundheit für das neue Jahr 2020 

 

Das Weihnachtsfest wird eingeläutet

einmal im Jahr muss Frieden sein

was um uns auch passieren mag

die Stube glänzt im Lichterschein

 

Wir zeigen uns in ganzer Pracht

was kost' die Welt, es wird geprahlt

das Morgen schert uns heute wenig

es wird geprasst und dann bezahlt

 

Die Oberfläche blank poliert

denn die Fassade ist sehr wichtig

und ist der Kern auch mürb' und faul

was man nicht sieht - bleibt nichtig

 

Das Weihnachtsfest wird eingeläutet

einmal im Jahr da muss es sein

wir kaufen uns ein Stimmungshoch

im rosarotem Kerzenschein

 

Herzlichen Dank fürs Anschauen und Lesen meiner Adventsseite

Geli Ammann Dezember 2019


 

 


 

 

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