Kurzurlaub in Bayern

 

 

So schönen Frühling hatten wir leider nicht, aber trotzdem möchte ich ein Frühlingsbild posten.

 

 

Eigentlich wollten wir über Ostern radeln. Da die Wetterkarte aber eher kalte Temperaturen anzeigte, entschlossen wir uns doch lieber zu wandern.

Also parkten die Drahtesel im Stall und stattdessen packten wir Wanderstiefel ein. Auch warme Jacken und Handschuhe fehlten nicht.

Ein Quartier war schnell gefunden und so fuhren wir Gründonnerstag Richtung Süden nach Bayern. Wir wurden in unserer Unterkunft wie Freunde empfangen, obwohl wir zum ersten Mal dort waren.

Am nächsten Morgen starteten wir in Richtung Bischhofsheim, um dort den Kreuzberg zu erwandern. Die 500 Höhenmeter würden anstrengend werden. Zunächst schauten wir uns im Örtchen ein wenig um, der Marktplatz war österlich geschmückt und völlig anders als unser Heimatort. Viel Fachwerk, kleine Gässchen, es machte Spaß sich umzusehen und die Eindrücke sacken zu lassen.

Wir zogen die Wanderschuhe an und legten los. Die Tour würde 5 Stunden ohne Pausen dauern und erforderte Kondition. Ich bin nicht so fürs Wandern, denn ich weiß aus Erfahrung, dass mir schnell die Füße schmerzen und evtl. Blasen mich quälen. Leider hatten wir auch Hochnebel und es wurde zunehmend schlimmer, die Sicht immer schlechter. Mein Mann geht meist ein Stück voraus, dreht sich aber oft um, damit ich nicht verloren gehe. Oft ruft er mir etwas zu und ich nicke zustimmend. Er fotografiert gern und viel, seine Entspannung nach einer harten Arbeitswoche. Ab und zu blieben wir stehen, plauderten ein wenig und bestaunten die Gegend. Diese Gemeinsamkeiten pflegen wir, sie sind uns unglaublich wichtig geworden. Den Alltag abstreifen und wenn es nur ein langes Wochenende ist.

 

Der Anstieg wurde steiler. Ich konnte die Handschuhe ausziehen und ärgerte mich über die Kurzatmigkeit, die mich mal wieder plagte.

Die Menschen, die uns unterwegs begegneten, waren durchweg freundlich, nicht so stur wie wir Niedersachsen. Viele nickten uns zu und riefen uns ein fröhliches „Grüß Gott“ zu. Ich dachte dann im Stillen, dass ich so hoch gar nicht wollte, aber erwiderte natürlich freundlich diesen Gruß.

Nach zwei Stunden klagte mein Lh*, dass er sich wohl eine Blase gelaufen hätte. Also pausierten wir ein wenig. Pflaster hatte ich nicht mitgenommen und so musste er die Zähne zusammenbeißen und weiter marschieren. Er hat auch nicht mehr geklagt, denn wehleidig ist er eigentlich nicht.

Der Nebel nahm zu und oft hörte man Stimmen und wie durch Geisterhand tauchten Menschen auf. Endlich zeigte uns ein Schild, dass der Gipfel nicht mehr so weit entfernt war. Morsche Baustümpfe sahen wie unheimliche Fabelwesen aus, eine bizarre Landschaft und die Fantasie gaukelte mir so manche Spukgeschichte vor.  Die versprochene Aussicht konnten wir leider nicht genießen, aber trotzdem freut man sich, endlich angekommen zu sein.

Einkehren konnte man im nahen Kloster. Lautes Lachen zeigte uns den Weg, was meinen Mann zu den Worten veranlasste:“ Herrlich, diese klösterliche Stille.“ Obwohl mir saukalt war, probierte ich das Klosterbier und es schmeckte herrlich. Die Worte in meinem Reiseführer, die ein kluger Mann 1883 nach dem Genuss aufschrieb:

Vergnügt ich jetzt von dannen zieh,

ich bin voll Bier und Poesie

konnte ich nur unterschreiben. Leider war mir inzwischen wieder sehr kalt geworden, so dass mir nicht einmal die Handschuhe die Finger erwärmten. 

Der Abstieg ist zwar nicht anstrengend, aber aus Erfahrung weiß ich, so ein Marsch geht in die Waden und ein Muskelkater würde mich an die Tour viele Tage erinnern. Eine alte Ruine lag noch auf dem Weg. Sie war aus dem 12. Jahrhundert, aber so richtig Lust darauf hatte ich nicht mehr. Endlich erreichten wir Bischhofsheim und unser Auto. Müde und zufrieden würde ich nur noch eine heißte Dusche genießen und mich in die Federn kuscheln.

 

*Lh = Liebhaber (sorry Schatz, du weißt schon warum)

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