Mein Geliebter

Noch immer träume ich von dir und mein Kopfkissen ist nass vor Tränen, wenn ich in der Morgendämmerung erwache.  Sacht streicht meine Hand über dein Kopfkissen und ich halte die Erinnerungen  in meinem Herzen ganz fest.  Vor meinem Fenster beginnt der Tag, den ich in Demut begrüße, aber meine Freude über diese Verwandlung, wenn sich Dunkelheit rosig färbt, der Sternenhimmel  leise Abschied nimmt ist Vergangenheit. Wie kann ich leben ohne dich. Du hast mein Herz berührt und unsere Seelen sind für immer vereint. Wo du nicht bist, kann ich nicht sein. Wir liebten die Operette und ich schreie meinen Schmerz bei dieser Erinnerung in ein Vakuum. Kein Laut kommt über meine Lippen. Ich habe versprochen dich gehen zu lassen, aber niemals will ich dich vergessen. Ich gönne mir diesen Luxus, der so wertvoll ist wie Goldschmuck im Schaufenster eines Juweliers.

Das Feuer der Leidenschaft brannte verhaltener und doch hast du mich nach so langer Zeit immer noch zärtlich angeschaut. Ich konnte in der Tiefe deiner Augen unausgesprochene Worte lesen und die kleinen Falten drum herum haben mir gezeigt, dass du das Leben mit allen Facetten genießen konntest. Man sagt mir, ich soll der Normalität die Tür öffnen und meiner Trauer Einhalt gebieten, doch die Lichtreklame in meinem Herzen blinkt im Sekundentakt. Noch will ich dich nicht loslassen und die Süße deiner Nähe spüren, die meine Lippen benetzt und von der in kosten kann, wann immer ich will.

Ich war deine heimliche Geliebte. Nur wenige kannten mein anderes Leben, das mir heute, trotz meiner tiefen Trauer,  so fern scheint. Wie gern hätte ich einmal die erste Geige gespielt, aber ich saß weit hinten im Orchester. Trotzdem konnte ich dich immer sehen und spüren. Du warst mein Sonnenwind, der in alle Richtungen strömt.

Wie jeden Tag werde ich dich besuchen. Ich habe das kleine Krokodil in der Tasche, das du mir aus Ägypten mitgebracht hast. Es wird seinen Platz bei dir bekommen, ich gebe es zurück, es passt nicht mehr zu mir und ich merke, dass das ein Anfang ist, der Hoffnung schenkt.

 Das große Tor, der lange geharkte Weg mit den wenigen Tannenzapfen in Gedanken bin ich schon dort bei dir mein Geliebter. Auf meinem Rückweg werde ich in die kleine Kapelle gehen. Ein Kniefall vor dem Kreuz, ein leises Gebet. Es ist Routine geworden. Mir fällt ein Zitat von Tacore ein

Hoffnung ist der Vogel, der singt, wenn die Nacht noch dunkel ist.

Heute ist der erste Tag meines neuen Lebens ohne dich, denn ich höre den Vogel singen, wenn auch nur leise.

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