Mehrtägige Radtouren müssen gut geplant werden. Einmal vor der Haustür starten und nicht erst zum Bahnhof fahren, umsteigen usw., das war die Idee. Diekholzen liegt am Harzrand, von Wald umgeben. Wir haben uns an der Tour Hameln-Berlin orientiert und sie wenig verändert. Hameln liegt 50 Kilometer westlich von Diekholzen. Wir würden als Quereinsteiger in den ausgeschilderten Radweg einsteigen.

Gepäck für sechs Tage, retour mit dem Zug, den wir vorher buchten. Jede Übernachtung wurde exakt geplant. Wir fuhren durch wenig belebtes Gebiet und die Möglichkeiten waren begrenzt. Erste Übernachtung in Groß Dahlem, ein Gasthof mit Fremdenzimmern. Zunächst fuhren wir durch bekannte Gebiete. Aus dem Heimatort heraus über Radwege. Der Wind meinte es gut mit uns und gab Schwung.

  

                

Es hatte vorher stark geregnet. Die unbefestigten Wege waren matschig und manchmal musste ich schieben. Langsam erreichten wir unsere Heimatgrenze. Eigentlich wollten wir nicht über Wolfenbüttel fahren, aber der Blick aufs Navi zeigte, ein kleiner Umweg, der uns wenig Zeit kosten würde. Natürlich gab es auch Kartenmaterial, aber wir fahren mit der Zeit, also auch mit einem Navi am Rad. Ein Stück an der Autobahn entlang, die wir ansonsten, nur aus dem Autofenster heraus kannten. Der Wegweiser Berlin 265 Kilometer.

            

                       

Wolfenbüttel wird auch die Lessingstadt genannt. Hat 52 000 Einwohner, ein Schloss und die Herzog August Bibliothek. Wunderschön an dem kleinen Flüsschen Oker gelegen. Die Fußgängerzone lädt zum Verweilen ein.

          

            

Mittagspause - wir gönnten uns eine Pizza und hinterher ein leckeres Eis. Die Kugel kostete nur einen Euro. Da es Pfingstmontag war, hatte kein Supermarkt auf. Wir hatten uns vorher mit Getränken und belegten Brötchen versorgt, die wir am Abend essen wollten. Viel Landschaft, wenige Orte, die alle sehr klein waren und wenig boten.

             

Mühlenfest

     

         

Schöppenstedt, hier lebte Till Eulenspiegel, der allerlei Unsinn machte. In meinem alten Lesebuch standen einige Geschichten von ihm. Er wollte einem Esel das Lesen beibringen oder wie er Eulen und Meerkatzen buk. Der Ort war ansonsten wenig sehenswert. Es gab ein Eulenspiegelmuseum, das aber nicht geöffnet hatte.

Wir tranken einen Kaffee und fuhren den Rest bis zu unserer ersten Übernachtung. Ein Gasthof, der Ruhetag hatte und den Wirt erreichten wir erst nach mehreren Versuchen per Handy. Nicht sehr luxuriös, aber wir sind nicht anspruchsvoll. Ein Bett, ein Bad und morgens ein Frühstück, das reichte völlig.

Durch den Umweg hatten wir unser Tagesziel überschritten, aber durch den Rückenwind merkten wir das kaum. Der Ort selbst war sehr klein und völlig ruhig. Die Betten weich und gemütlich. Die erste Etappe geschafft.

Nach einem sehr schönen Frühstück und guter Unterhaltung ging es weiter Richtung Schöningen. Eine kleine Stadt im Landkreis Helmstedt am Höhenzug Elm. Schöningen im Jahr 1994: Im Rahmen einer Rettungsgrabung machen Archäologen im Schöninger Tagebau eine Entdeckung, die unser Bild des Urmenschen auf den Kopf stellt. Wir haben es nicht besichtigt, aber werden es nachholen.

               

 

         

                                

 

Der Braunkohletageabbau war gewaltig. Riesige Flächen erinnern an eine Mondlandschaft. An diesem Tag hatten wir heftigen Gegenwind. Wir fahren noch mit Muskelkraft, sprich kein E-bike. Das Wetter sonnig und warm.

              

Lebenslust pur. Radfahren ist entspannend, auch wenn der Wind pfeift und es anstrengend ist. Die Seele baumeln lassen, die Landschaft genießen, ohne zu rasen und sich über andere aufzuregen. Kurze Zeit später überqueren wir die ehemalige Grenze. Ein beklemmendes Gefühl, egal wie oft ich es sehe.

                

                 

Mohn, überall ist er in den Feldern zu entdecken. Manchmal sind es auch Kornblumen, die blau im Getreide schimmern oder sich im Wind wiegen. Herrlich anzuschauen.

                

Auf einmal kreuzt ein Hase unseren Weg, schlägt Haken. Im letzten Moment kann ich ihn knipsen und festhalten.

                

Unsere nächste Übernachtung war in der Nähe von Magdeburg. Ein Ibis Budget, einfach, praktisch, für eine Nacht völlig okay.

    

Der Himmel verdunkelte sich. Es sah nach Gewitter aus. In der Ferne sahen wir ein IKEA-Schild und steuerten darauf zu. Leider war der Laden noch im Bau und wir retteten uns unter einem Dach eines Baumarktes. Ein Gewitter mit Starkregen, das ungefähr eine halbe Stunde anhielt.

        

Nach fünf Kilometern erreichten wir unser Hotel. Durch den Gegenwind waren wir sehr erschöpft. Schnell noch einkaufen und dann war Feierabend. Die Wettervorhersage versprach uns für den morgigen Tag Rückenwind.

Am nächsten Morgen fuhren wir nach einem sehr spartanischen Frühstück weiter. Ibis Budget bietet wenig, aber für eine Nacht ist es bequem und in Ordnung.

 

Wir durchfuhren ein Gebiet mit Windrädern. Der Lärm war extrem. Windenergie ist wichtig.   Es ging bergauf, auch mal bergab. Das Wetter war gut und wir hatten stellenweise Rückenwind.

 

Eine imposante Brücke für Fußgänger, Radfahrer und Busse

Ein ehemaliges Einkaufszentrum. In den kleinen Ortschaften gibt es kaum Supermärkte, manchmal einen Bäcker oder Schlachter. Die Wege zum nächsten Geschäft sind weit. Mal schnell Vergessenes einkaufen geht nur mit dem Auto.

           

Storch im Anflug, der schwierig zu fotografieren war. Im nächsten Ort konnten wir sein Nest bewundern.

Auf den Karte war der Truppenübungsplatz schraffiert, aber es gab keine Hinweisschilder, nur einen Schlagbaum, der einfach zu umfahren war. Wir haben uns wenig dabei gedacht und sind auf dem ansonsten schönen Waldweg weiter gefahren. Nach kurzer Zeit, kam uns ein Militärfahrzeug entgegen und der Fahrer bat uns freundlich, umzukehren. Ein Umweg von fünf Kilometern, wir hatten selber Schuld.

                 

                      

 

 

 

    

Unsere nächste Unterkunft war ein Apartement. Der Ort war ausgeschildert, aber das Navi zeigte in die andere Richtung. Eine beschwerliche Strecke durch Sandwege. Irgendwann war der Weg zu Ende, wir mussten die Räder tragen. Fotos gibt es nicht. Ich war sauer. Ein riesiger Umweg, der nicht hätte sein müssen. Endlich erreichten wir Gräben und unser Etappenziel. Sehr schön eingerichtet in wunderbarer Umgebung. Das Schlafzimmer ein Traum.

Das Frühstück am nächsten Morgen ließ keine Wünsche offen. Wir fuhren weiter und mitten im Wald stand dieses Schild.

 

Bald darauf erreichten wir Lehnin. Es gibt ein interessantes Kloster. Der Himmel verdunkelte sich und wir pausierten in einem Kaffee. Aßen eine Kleinigkeit und warteten das Schauer ab. Natürlich haben wir eine Regenkombi dabei, aber die nutzen wir nur im Notfall.

                       

    

Mohn, der mich immer wieder begeisterte

Berlin kam näher oder wir Berlin. Im Hintergrund der Schwielowsee. Potsdam zum Greifen nah. Wir fuhren durch ein wunderschönes Seengebiet, querten die Havel und näherten uns der Hauptstadt.

 

 

...... und dann war auf einmal die Straße verschwunden

Eine kleine Fähre, die in wenigen Minuten die andere Seite erreichte. Fahrpreis 1 Euro. Auf der anderen Seite der Ort Caputh-Ortsgemeinde Brandenburg. Hier hatte Albert Einstein seinen Sommersitz. Ein netter kleiner Ort.

 

Bis zum Zentrum wollten wir an diesem Tag nicht mehr. Wir hatten ein Zimmer in Kleinmachnow gebucht. Ein NH-Hotel, das ein wunderschön bequemes Bett hatte und ein Bad mit Wanne. Ich habe lange gebadet und meine Knochen gestreckt. Man merkt die Kilometer und es tat gut, sich richtig zu entspannen.

Bis Charlottenburg, unserem endgültigen Ziel waren es noch knapp 20 Kilometer. Wir waren nicht ohne Grund nach Berlin gereist. Unsere Tochter hatte Geburtstag und wir wollten den Tag mit ihr verbringen. Von Kleinmachnow bis Charlottenburg radelten wir durch Straßen, teilweise viel Verkehr, aber es gab auch ruhige Ecken. Wir bezogen noch am Vormittag unser letztes Hotel, was uns richtig gut gefiel. Bestimmt mieten wir uns dort wieder einmal ein.

350 Kilometer waren wir geradelt mit zwei normalen Fahrrädern ohne Antrieb. Es hat unglaublich viel Spaß gemacht, gemächlich und ohne Eile die Landschaft, zu durchfahren. Wir wollen eine ähnliche Tour in Köln starten und sie in Diekholzen beenden. Mal sehen.

Jetzt möchte ich noch ein paar Fotos vom Botanischen Garten zeigen, den wir am Nachmittag besuchten. Abends waren wir im Kino. Das Geburtstagskind durfte sich den Film aussuchen - Fluch der Karibik.

 

Ein Fuchs, mitten im Botanischen Garten

 

Damit endet unser Reisebericht. Am nächsten Morgen sind wir sehr früh mit dem IC zurück gefahren. Das hatten wir vorher gebucht. Berlin - Wolfsburg - Hildesheim. Den Rest der Strecke 10 Kilometer sind wir geradelt, waren immer noch in Übung.

Am Abend waren wir zu einer Geburtstagsfeier eingeladen, die unsere Reise wunderbar abrundete.

(c) Geli Ammann 2017

 

 

 

 

 

 

 

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